#vdpmeetsgreen: Interview mit Christof Winkelmann
Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?
Die Pandemie hat die Klimakrise lediglich thematisch überlagert. Tatsächlich stellt die Klimakrise aber auch zukünftig eine große und wachsende Bedrohung für unsere ökologischen – und damit auch für unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen – Systeme dar. Daher wird die Aufmerksamkeit für die Erderwärmung in den Medien und der Öffentlichkeit bald wieder größer werden. Die COVID-19-Pandemie hat meiner Überzeugung nach dazu beigetragen, dass die Sensibilität für ein nachhaltiges Wirtschaften weiter gestiegen ist. Denn sie hat aufgezeigt, wie eng wir Menschen rund um den Planeten miteinander verwoben sind, wie intensiv unser Austausch ist und wie verzahnt unsere Prozesse sind. Ich erwarte daher, dass die Bedeutung von Fragestellungen rund um ein nachhaltiges Leben und Arbeiten weiter steigt und immer mehr Wirtschaftszweige Nachhaltigkeitsanforderungen systematisch in ihre Geschäftsmodelle integrieren werden.
Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?
Der Finanzwirtschaft kommt bei der Transformation der Wirtschaft eine herausragende Rolle zu. Denn wie viel Geld wohin fließt, entscheidet auch, was wie hergestellt und angeboten wird. Über den Finanzmarkt können daher die nötigen Investitionen für den Klima- und Umweltschutz mobilisiert und gelenkt werden. Dies gilt für nahezu alle Finanzierungen – und damit auch für die gewerbliche Immobilienfinanzierung, auf die sich die Aareal Bank spezialisiert hat. Als Finanzierer sind wir in der privilegierten Lage, Anreize setzen zu können, dass Eigentümer die Energieeffizienz ihrer Gebäude berücksichtigen oder optimieren. In den nächsten Jahren wollen wir den Anteil grüner Gebäude in unserem Kreditportfolio stetig steigern. Anfang Juli haben wir die Ausreichung des ersten grünen Kredits bekanntgegeben. Mittlerweile sind weitere gefolgt. Denn für mich steht außer Frage, dass sich die Finanzwirtschaft als Transmissionsriemen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels verstehen kann und muss.
Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht und was sind Ihre Ziele?
Die Einhaltung gängiger Nachhaltigkeitsstandards sowie die Bereitstellung ESG-relevanter Informationen sind bereits wesentliche Entscheidungskriterien für unsere Finanzierungszusage. In diesem Jahr haben wir ein Green Finance Framework entwickelt, das von der Ratingagentur Sustainalytics geprüft und bestätigt wurde. Auf Basis dieses Rahmenwerks haben wir auch den bereits angesprochenen ersten grünen Kredit zur Verfügung gestellt, der unter anderem qualitative und quantitative Umweltkriterien zur Grundlage hat und eine laufende Überprüfung vertraglich festhält. Nächster Schritt wird sein, zur Refinanzierung unserer Aktivitäten Green Bonds zu emittieren. Gleichzeitig maximieren wir mit Blick auf die Umwelt- und Klimaaus¬wirkungen der von uns finanzierten Immobilien die Transparenz und nehmen an der weltweiten Initiative Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) teil. Sie dient der Entwicklung von Methoden, um finanzierte Emissionen zu messen – und so den Nachhaltigkeitseffekt der von uns entwickelten Aktivitäten berechnen zu können.