#vdpmeetsgreen: Interview mit Alexander Müller
Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?
Die COVID-19-Krise ist Teil der Klimakrise, in der wir uns befinden. Denn die Zunahme von Infektionen, aus denen unter anderem solche Pandemien entstehen, ist auch dem Klimawandel geschuldet. Klar ist, wir müssen künftig bei allen Entscheidungen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft die jeweiligen Implikationen auf das Klima berücksichtigen.
Als Bank der Gesundheit setzen wir uns mit den Folgen des Klimawandels intensiv auseinander und haben uns ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Zu unserem Selbstverständnis gehört es unmittelbar, dass wir unsere Kundinnen und Kunden bei der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in Deutschland unterstützen. Damit untrennbar verbunden ist die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit. Nicht zuletzt auch, indem wir Nachhaltigkeitsaspekte mehr und mehr in die Beratung unserer Kunden und in Produkte einfließen lassen und so auch Impulse setzen.
Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?
Die Ökologisierung des Finanzsektors durch den EU-Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ ist ein erster Schritt, damit Kreditvergaben und Investitionen dem Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft dienen. Finanzinstitute gehören dabei mit zu den Transformationsbeschleunigern. Auf das aktuelle Gutachten des Weltklimarats und die Extremwetterereignisse – die Flutkatastrophe im Ahrtal hat es in diesem Sommer auch sehr deutlich gemacht – wird die Finanzwirtschaft reagieren müssen, um Stranded Assets, also Vermögenswerte, die aufgrund des Klimawandels massiv an Wert verlieren, zu vermeiden. Aber stärker noch ist die Realwirtschaft mit ihrer Innovationsfähigkeit gefragt, denn nur gemeinsam schaffen wir die Transformation in eine klimaneutrale Zukunft.
Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht und was sind Ihre Ziele?
Unsere Nachhaltigkeitsstrategie leitet sich bereits aus dem Leitbild der apoBank ab, vor allem aus dem Anspruch, Gesundheit zu ermöglichen. Denn Nachhaltigkeit ist auch Gesundheitsschutz. Unser Anspruch ist, bis spätestens 2045 über alle unsere Geschäftsaktivitäten hinweg, hauptsächlich bei Finanzierungen und Anlagen, klimaneutral zu sein und auch unseren Geschäftsbetrieb bis spätestens 2030 klimaneutral zu gestalten. Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil unserer Geschäfts- und Risikostrategie. Wir lassen uns dabei von anerkannten Rahmenwerken leiten, insbesondere den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen und dem Pariser Klimaabkommen.