#vdpmeetsgreen: Interview mit Dr. Manfred Knof
Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?
Der Schutz von Klima und Umwelt stehen ganz oben auf der globalen Agenda. Seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 gilt das Ziel, die globale Erderwärmung unter zwei – besser 1,5 – Grad Celsius zu halten. Seither hat die Politik wichtige Vorgaben gemacht, wie diese Ziele erreicht werden sollen.
Hier gibt es keinen Weg zurück, hier müssen wir mit Tempo nach vorn gehen. Gerade auch wir Banken und Unternehmen. Wir haben eine große Verantwortung dafür, dass die ökologische Wende gelingt. Wir müssen und wir wollen liefern. Trotz Corona-Krise und erst recht auch danach.
Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?
Wir haben es selbst in der Hand, wie gut die ökologische Wende gelingt. Fest steht in jedem Fall: Die Transformation kostet viel Geld. Die EU-Kommission schätzt: Die Industrie muss rund 280 Milliarden Euro pro Jahr in die Klimaziele investieren. Wir Banken stehen bereit, um unsere Kunden bei dieser riesigen Aufgabe zu unterstützen. Sei es mit Krediten oder über den Kapitalmarkt. Unser Ziel ist: Wir wollen Kapital in grüne Innovation lenken.
Wir sehen das als Chance. Und wir gehen voran! Denn wir müssen eine Steuerungswirkung entfachen. Dazu müssen Banken Klimarisiken für ihr Geschäft identifizieren und managen. Als Commerzbank haben wir uns deshalb dazu bekannt, unsere Portfolios künftig auf Basis der wissenschaftlichen Standards der Science Based Targets Initiative (SBTi) zu steuern. Und wir sind der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) beigetreten und haben uns so zu einer transparenten Berichterstattung verpflichtet.
Bei aller Ambition ist aber klar: Das ist ein langfristiger Prozess, der mit Unsicherheiten behaftet bleibt. Allein die Erhebung von CO2-Daten ist alles andere als trivial. Es ist wichtig, dass wir das gemeinsam mit unseren Kunden angehen. Schritt für Schritt, aber mutig nach vorn. Um Erfolg zu haben, brauchen wir ein gutes Zusammenspiel von Banken und Unternehmen. Und mindestens genauso wichtig: Wir brauchen verlässliches politisches Handeln.
Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht und was sind Ihre Ziele (z.B. Nachhaltigkeitsagenda)?
Wir als Commerzbank begreifen das Thema Nachhaltigkeit bereits seit geraumer Zeit als selbstverständlichen Teil unseres Geschäftsmodells. Schon seit 2015 arbeiten wir als Bank klimaneutral; unsere Treibhausgasemissionen haben wir zwischen 2007 und 2018 um 70 Prozent reduziert.
Unsere Kunden begleiten wir bei ihrer ökologischen Transformation mit Beratung und mit nachhaltigen Kapitalmarkt- und Finanzierungsprodukten, vom Green Bond bis zur Finanzierung der Modernisierung ihrer Werke und Produktionsanlagen. So waren wir 2020 Joint Bookrunner für 31 Green und Social Bonds mit einem Gesamtvolumen von 46 Milliarden Euro. Wir selbst haben übrigens 2018 und 2020 je einen Green Bond emittiert. Und 2020 haben wir mit Blick auf nachhaltige Kredite bzw. für Firmenkunden im Volumen von 44,4 Milliarden Euro arrangiert, strukturiert oder platziert. Nicht zu vergessen das Privatkundensegment: Hier haben wir mit dem KlimaVest einen der ersten Impact-Fonds aufgelegt. Die Nachfrage ist riesig, das Fondsvolumen entwickelt sich sehr erfreulich.
Aber wir bleiben nicht stehen. Wir als Commerzbank haben ein umfassendes Net-Zero-Commitment abgegeben. Das heißt: Bis spätestens 2050 neutralisieren wir den C02-Ausstoß unseres gesamten Kredit- und Anlageportfolios. Für unsere eigenen Aktivitäten schaffen wir das bis spätestens 2040. Und, wie gesagt: Wir als Commerzbank wollen Kapital in nachhaltige Innovationen lenken. Daher erhöhen wir auch unsere Ambition bei den nachhaltigen Finanzprodukten. Hier werden wir bis Ende 2025 das Volumen auf mehr als 300 Milliarden Euro ausbauen.