#vdpmeetsgreen: Interview mit Thomas Bürkle
Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?
Auch wenn die Klimakrise in den letzten 18 Monaten möglicherweise nicht mehr so stark im Fokus stand, so war sie doch nie weg. Daran hat uns auch die Hochwasserkatastrophe im Juli schmerzlich erinnert. Zu schwerwiegend sind die Auswirkungen des Klimawandels und die Erhöhung der durchschnittlichen Erdtemperatur für das Leben auf der Erde – und gleichzeitig zu komplex ist es, eine schnelle und einfache Lösung zu finden. Hier ist die Zusammenarbeit aller gefordert – der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft.
Im Rahmen der Corona-Pandemie wurden Maßnahmen entwickelt, die es möglich gemacht haben, in und mit der Krise zu leben und handlungsfähig zu bleiben. Diesen Ansatz gilt es jetzt zu adaptieren und auf die gänzlich anderen Herausforderungen der Klimakrise zu transferieren.
Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?
Die Finanzwirtschaft ist aufgefordert, sich mit den Vorgaben der Politik und insbesondere denen der Europäischen Union auseinander zu setzen. Spätestens mit der Veröffentlichung des EU Action Plan for Sustainable Finance im Jahr 2018 bestehen Anforderungen, nachhaltig zu handeln und Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell sichtbar zu machen. Für die Banken geht es hier insbesondere darum, Transparenz zur Nachhaltigkeit in ihr Geschäftsmodell zu bringen. Die Vorgaben hat hier die EU mit der Taxonomie und der Definition von sechs Umweltzielen zu mehr Nachhaltigkeit gegeben. Die Banken sind jetzt aufgefordert zu zeigen, wie sich ihr Geschäftsmodell und ihre Produkte auf die Nachhaltigkeitsziele auswirken.
Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht und was sind Ihre Ziele (z.B. bestimmte Projekte / Nachhaltigkeitsagenda)?
Die NORD/LB ist schon seit Jahrzehnten in Geschäftsbereichen aktiv, die als nachhaltig und klimafreundlich gelten, zum Beispiel bei der Finanzierung von Erneuerbaren Energien. Auch bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten wie Krankenhäusern zur Verbesserung der medizinischen Versorgung oder Schulen zum Ermöglichen von Bildung und Wissenschaft sind wir stark engagiert. In der Gewerblichen Immobilienfinanzierung besitzt die NORD/LB eine besondere Kompetenz bei der Ausgabe von Green Bonds. Die Emission erfolgte durch die bisherige Tochter Deutsche Hypo, die zum 1. Juli 2021 vollständig in die NORD/LB integriert wurde. Die eingeworbenen Mittel werden ausschließlich für die Finanzierung energieeffizienter Gebäude (Green Buildings) genutzt.
Strategisch hat bei uns in den letzten Jahren die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten stark zugenommen – und das in der gesamten Bandbreite von nachhaltigen Investmentfonds bis hin zu nachhaltigen Finanzierungsmöglichkeiten.
Für uns geht es darum, diese Ansätze weiterzuentwickeln. Dort, wo es bisher Insellösungen gibt, werden wir prüfen, ob es möglich ist, diese miteinander zu verbinden und einen Gesamtansatz für die Bank zu erarbeiten.